Während des diesjährigen Summer Games Fest, genauer gesagt während der Future Gaming Show, überraschte das zyprische Studio Owlcat mit der Ankündigung eines brandneuen Action RPG im Universum von The Expanse namens The Expanse: Osiris Reborn.
In Reddit-Communities und unter Bioware-Fans wird nicht selten ein Vergleich zur Mass Effect-Franchise gezogen. Könnte Owlcat mit diesem Wurf einen willkommenen Zwischentitel während der Wartezeit auf Mass Effect 5 liefern? Oder könnte dieses Spiel zu The Expanse gar nach den Enttäuschungen über Mass Effect: Andromeda und Dragon Age: The Veilguard eine Alternative für enttäuschte BioWare-Fans darstellen?
Warum dieser Gedanke gar nicht so weit hergeholt ist und nicht nur aus der bloßen Tatsache erwächst, dass es sich bei beiden Titeln,
The Expanse: Osiris Reborn und Mass Effect um Science-Fiction Spiele handelt, liegt schon im Franchise selbst begründet: The Expanse ist seit Jahren eine wachsende Größe unter SciFi-Fans, die inhaltlich wie stilistisch schon vor der Ankündigung des neuen Spieletitels von Owlcat auffällige Parallelen zu Mass Effect aufwies. Werfen wir einen genaueren Blick auf dieses Franchise:
Was genau ist The Expanse?
The Expanse basiert auf einer neunteiligen Science Fiction-Buchreihe von James S. A. Corey aus dem Jahr 2011, drei Kurzgeschichten und sechs Novellen. Hinter dem Pseudonym stecken die beiden Autoren Daniel James Abraham und Ty Franck aus New Mexico. Schon als Buchreihe äußerst beliebt, erfreut sich das Setting wachsender Bekanntheit, als es zwischen 2015 und 2022 von SyFy und Amazonals hochkarätige Serie in sieben Staffeln adaptiert wurde und hierzulande unter anderem auf Netflix und Amazon Prime zu sehen war. Mit einer Bewertung von 8,5/10 auf IMDb fiel die Resonanz der Serienadaption unter Sci-Fi-Fans besonders in den ersten Staffeln äußerst positiv aus, auch wenn die letzte Staffel deutlich eingekürzt wurde. Besonders ist auch der bombastische Soundtrack und die schauspielerische Leistung der Crew hervorzuheben.
Um beurteilen zu können, inwiefern nun aber auch im kürzlich angekündigten Spiel The Expanse: Osiris Reborn tatsächlich Ähnlichkeiten zu Mass Effect bestehen könnten, lohnt es sich, kurz das Setting von The Expanse zu umreißen, wo sich auch der nächste Spieletitel einordnen wird.
Die Geschichte spielt sowohl in allen Büchern als auch in der Serie im 24. Jahrhundert, in welchem die Menschheit Teile des Sonnensystems kolonisiert hat. Dabei stehen drei Fraktionen im Fokus: Die Erde, regiert von den Vereinten Nationen, die bedroht von Überbevölkerung auf die Ressourcen der Kolonien angewiesen ist. Der Mars, der insbesondere militärisch stark auftritt und als unabhängige Kolonie das Terraforming auf dem Planeten vorantreibt. Und schließlich noch der Gürtel, eine lose Vereinigung aus Minenarbeitern im Asteroidengürtel zwischen den Umlaufbahnen des Mars und Jupiters, die unter harten Bedingungen Rohstoffe abbauen und mit den anderen Kolonien handeln. Schon hier fühlt man sich oft an Mass Effects Omega erinnert - und dabei allein bleibt es nicht.
Ähnlichkeiten zwischen The Expanse und Mass Effect
The Expanse ist durchzogen von vorranging politischen Konflikten und - wie auch in der Shepard Trilogie - einer zusätzlich aufkeimenden äußeren Bedrohung. Die überbevölkerte Erde ist auch in Mass Effect häufig ein Thema. Das Terraforming der Mars Kolonien und ihr Streben nach Unabhängigkeit erinnern an die Kolonien der Allianz. Das spätere Bestreben der Protagonisten-Crew, die politischen Vereinigungen gegen einen gemeinsamen Gegner zu vereinen, erinnert stark an die diplomatischen Bemühungen während des dritten Teils der ME-Trilogie.
Nicht ohne Grund war unter Mass Effect-Fans also die Serie seit Jahren beliebt, da sie in der Ernsthaftigkeit des Tons, der Charakterdynamik der Protagonisten und den politischen Verflechtungen zwischen den Fraktionen viele an die Shepard Trilogie erinnerte. Eine der Schauspielerin der Serie zu The Expanse dürfte den Spielern der englischen Ausgabe von Mass Effect bekannt vorkommen: Shohreh Aghdashloo, die in der Adaption die zentrale Rolle der Erden-Politikerin Chrisjen Avasarala verkörpert, übernahm in Mass Effect 2 und 3 die Sprechrolle der Quarianerin Admiral Shala'Raan vas Tonbay. Aber bei diesen oberflächlichen Gemeinsamkeiten bleibt es nicht: Die Crew der Protagonisten um ihr Raumschiff "Rocinante" und ihr Captain erhalten ähnlichen Legendenstatus wie Commander Shepard und die Normandy. Die enigmatische Alien-Bedrohung in The Expanse erinnert nicht selten an die Reaper und besonders deren monster-artige Verkörperung gleicht optisch den Husks. Selbst inhaltliche Ähnlichkeiten zu den Protheanern meint man in späteren Staffeln bei einem anderen Volk zu erkennen.
Jedoch sollte man hier auch einen Blick auf die Unterschiede werfen: Während Mass Effect den Ruf als Space Opera genießt und mit etwas mehr Fantasy die Science Fiction Elemente erweitert (unter anderem durch Alienrassen und die Massenportale bzw. die in Marsruinen entdeckten neuen Technologien), ist The Expanse zumindest in den ersten Staffeln eine Spur realitätsnaher und gilt daher oft als "Hard ScfiFi": Es spielt weiter in der Zukunft, beschränkt sich zunächst auf das bekannte Sonnensystem und fokussiert sich auf die Probleme der Menschen. Aliens spielen zu Beginn nahezu gar keine Rolle. Und auch die Limitationen des Weltraums werden in The Expanse wesentlich ernster genommen als in Mass Effect, wo der titelgebende Masseneffekt als "Space-Magie" oft zur Erklärung von allem herangezogen wird - von künstlicher Schwerkraft über telekinetische Fähigkeiten der Biotik zu Überlichtgeschwindigkeit. The Expanse nimmt sich mit diesen Konzepten zu Beginn der Serie wesentlich mehr zurück: Schon Reisen innerhalb des Sonnensystems dauern Wochen und Monate, Bewohner des Asteroidengürtels leiden wegen fehlender Schwerkraft unter Muskel- und Knochenschwäche und allgemein bleibt der Weltraum stets eine Gefahr, die fast tödlicher ist als die politischen Gegner.
Außerirdische Einflüsse gibt es später jedoch auch in The Expanse und der ähnliche 'Vibe' beider Franchises liegt auf der Hand: Die Geschichten drehen sich, wie zuvor erwähnt, beide um eine Crew auf einem Schiff und einen charismatischen Protagonisten als deren Captain. Es gibt verschiedene Fraktionen, aber wie in Mass Effect spielt nach wie vor die Erde eine zentrale Rolle. Rein optisch erinnert schon der Artstyle der Serienfassung sehr an Mass Effect: Sowohl vom Rüstungsstil, den Raumstationen, den Technologien als auch - und das ist vielleicht einer der deutlichsten Merkmale - den späteren außerirdischen Technologien.
Warum Fans von Mass Effect den neuen The Expanse-Titel herbeisehnen
Doch zurück dazu, warum wir diese Serie nun wieder ausgraben und sie ins Gedächtnis rufen: Mit Owlcats neu angekündigtem Spiel
The Expanse: Osiris Reborn rückt die zufällig artverwandte Serien- und Buchreihe nun auch ins Medium der Spiele und wird damit zu einem direkten Konkurrenten von Mass Effect. Manche würden hoffen, sich die Wartezeit auf Mass Effect 5 zu verkürzen. Andere sehen darin vielleicht sogar einen langersehnten Ersatz für die Reihe, die von manchen totgeglaubt ist.
Besonders nach dem eher lauwarmen Erfolg von Biowares Dragon Age: The Veilguard glauben immer weniger Fans, dass die kanadische Spieleschmiede noch immer dem alten Legendenstatus gerecht wird, den es für einen zufriedenstellenden nächsten Teil der Reihe braucht. Die früher viel besungene "Bioware Magie", die trotz Crunchtime und technischer Schwierigkeiten zwischen 2000 und 2014 dennoch immer Meisterwerke hervorbrachte, scheint abzuebben und die Hoffnung einiger Fans, diese Magie für Mass Effect 5 wiederzuentdecken, oder zumindest der Hype des Ankündigungstrailers (dessen Veröffentlichung inzwischen immerhin schon 4 Jahre zurückliegt!) schwindet mit der weitgehenden Funkstille der ausgedehnten Entwicklungszeit, in der wir uns derzeit befinden. Hier könnte The Expanse möglicherweise wenigstens trauernde Gemüter der Fans über die Wartezeit hinwegtrösten.
Darum könnte The Expanse: Osiris Reborn genau unseren Geschmack treffen
Das neu angekündigte Action RPG von Owlcat Games folgt an vielen Stellen nicht nur stark der Buchvorlage und der Serie von The Expanse, sie orientieren sich zudem spielmechanisch, optisch und inhaltlich auch stark an dem, was BioWare mit der Mass Effect Shepard-Trilogie vorgelegt hat.
So verraten Owlcat Studios in ihrer Pressemitteilung vielverheißend:
In The Expanse: Osiris Reborn wird man "keinen Helden" spielen, sondern "einen Söldner, der zur falschne Zeit am falschen Ort erwischt wird.". Es sei Zeit, "sich eine Crew zu suchen und den eigenen Weg durch ein Netz aus Lügen zu finden, um dem Sonnensystem den eigenen Stempel aufzudrücken."
You’re no hero — just a merc caught in the wrong place at the wrong time. Now it is time to gather a crew and find your own path through the web of lies to leave your mark on the solar system.
The Expanse: Osiris Reborn - Fact Sheet, Owlcat Games
Bekannt ist bereits, dass man diesen eigenen Charakter auch selbst gestalten können wird und einen eigenen Hintergrund für ihn auswählt: Als Söldner von Erde, vom Mars oder als Belter. Also sehr ähnlich zur Charaktererstellung aus Mass Effect, in welcher man sich seinen eigenen Hintergrund des eigenen Commander Shepard zusammenstellt.
Die Crew, die man sich zusammenstellt (wie in Mass Effect 1) soll dabei aus ganz unterschiedlichen Persönlichkeiten mit eigenen Emotionen, Stärken und Schwächen bestehen, die neben des allumfassenden Konfliktes auch noch ihr eigenes Kreuz zu tragen haben. In der Pressemitteilung von Owlcat werden außerdem "Loyalitäten" erwähnt, was uns direkt an die Loyalitätsmissionen aus Mass Effect 2 erinnert. Es werden auch bedeutende Entscheidungen genannt, die es zu treffen gilt. Außerdem soll man ganz BioWare-typisch zwei Begleiter auf die Missionen mitnehmen können, denen ihr ebenfalls Kommandos geben könnt wie z. B., um ein System auszuschalten oder Gegner abzulenken.
Your companions are more than mission assets — they’re people with their own scars and loyalties. Some are chasing redemption. Others are hiding truths. Over time, relationships grow or break depending on your choices and how you lead
The Expanse: Osiris Reborn - Fact Sheet, Owlcat Games
Das Spiel soll in der Third-Person gespielt werden können. Einen Vorgeschmack können wir bereits im veröffentlichten ersten Trailer bekommen, wenn wir auf die verschiedenen Waffen schauen und das Ducken um Schutz vor gegnerischen Angriffen suchen. Die Ähnlichkeiten, insbesondere optisch, sind also auf jeden Fall gegeben.
Fight in third-person using cover-based gunplay and class-driven powers. Bring two companions into the field while others support from a distance — disabling systems or drawing enemy attention. You’ll issue real-time commands and adapt quickly to survive what the system throws at you.
The Expanse: Osiris Reborn - Fact Sheet, Owlcat Games
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